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Somone und Tel’Aran schliefen die zweite Nacht wesentlich besser. Die Nervosität und der Druck waren verflogen. Sie genossen gemeinsam das Frühstück und planten den Verlauf des Tages. Sie waren sich einig, dass er gleich los geht und seine Ausrüstung von seinem Schuppen holt um Somone anschliessend seine Handwerkkunst zu zeigen. Der Nachmittag war dann angedacht, dass sie ihre Hobbys präsentieren würde. Entschlossen verabschiedete er sich bei den Anwesenden und zog los zu seinem Haus.

„Konnten ihr euch etwas näher kommen“, erkundigte sich nun Finwar bei seiner Tochter. Sie errötete etwas, „Ja Vater.“, erwiderte sie knapp. Der Stadthalter wirkte sichtlich erleichtert und glücklich. „Es freut mich, wenn du in deinem Schicksal etwas Gutes finden kannst. Geh nun besser auf den Weg zur Schmiede am Marktplatz.“. Sie nickte nochmals und ging kurz in ihr Zimmer. Nachdem sie einige kleine Vorbereitungen für den Nachmittag getroffen hatte, lief sie los zum Marktplatz.

 

Sie erkundigte sich bei zwei Handwerkern, bis sie den Stand von Tel’Aran fand. Sie musste nicht lange warten, bis der Elf mit einer Tasche und mit einer kleinen Karre voller Waren daher kam. „Ich hoffe ich musste dich nicht zu lange warten lassen.“, entschuldigte sich Tel’Aran. Somone widersprach der Aussage und lächelte nur freundlich. Der Elf erklärte ein wenig über die Grundlagen eines Schmiedes und machte sich auch ans Werk.

 

Tel’Aran stand an der Schmiede und verübte sein Handwerk. Die grüne Robe konnte er etwas zurechtstutzen, damit diese ihn nicht an der Arbeit hindert. Der obere Teil war abgelegt und war um den Gürtel herum gebunden. Mit stetigem und eingängigem Rhythmus bearbeitete er das Metall. Somone sass daneben und behielt auch einen Blick auf den Tisch mit seinen fertigen Waren. Regelmässig kamen bekannte Kaufleute oder Bauern und wollten die Waren von Tel’Aran erwerben. Sie war etwas überrascht, wie viele Leute seine Schmiedekunst bevorzugten. Natürlich musste sie diversen der Reisenden erklären, warum die Tochter des Stadthalters als Verkäuferin an diesem Stand arbeite und die meisten waren auch überrascht von der Geschichte. Einige hatten die Gerüchte gehört, aber es nicht für möglich gehalten.

 

Als es gerade wieder etwas ruhig war und Tel’Aran nur eine Axt schliff, begann Somone mit dem Gespräch. „Du scheinst sehr berühmt zu sein“. „Ruhm ist nicht alles. Zu deiner Frage selbst.“, antwortete er, „Ja, meine Schmiedwaren sind sehr begehrt.“ Sie musterte die Waren auf dem Tisch. Zumindest die wenigen, welche noch übrig waren. „Sie haben Ähnlichkeiten mit den meisten Waren anderer Schmiedemeister.“, stellte sie gelassen fest, „Was ist das besondere an deinen? Was vermag ich nicht zu sehen?“. Tel’Aran blickte auf die Klinge der Axt und legte sie auf den Warentisch. „Seele“, antwortete er und blickte auf die Gegenstände. Es waren noch zwei Äxte und einige kleinere Küchenmesser und Schaufeln übrig. Waffen selber hatte er sehr selten angefertigt. Er hatte natürlich auch öfters Anfragen für Schmuckwaren, die er aber ablehnte. Er wollte nur nützliche Dinge erschaffen, mit der einen Ausnahme für Deedlit. „Ich schmiede nicht einfach das Metall in die gewünschte Form. Ich lass das Metall eine gewisse Freiheit, einen Willen, oder eine Art von Seele. Ich merke schnell, ob ein Barren eher eine Axt werden möchte oder eine Schaufel und lasse mich dessen Entscheid fügen.“, er blickte kurz zu Somone und lächelte, „Ich erwarte natürlich nicht, dass mir jemand in der Hinsicht ernst nimmt oder gar glaubt.“ Sie lächelte zurück und sprach „Du hast in den letzten Tagen mehr als genug bewiesen, dass man deine Worte ernst nehmen muss und gewisse Dinge um dich herum anders sind, als gewohnt oder angenommen.“ Sie stand auf und nahm die Axt in die Hand, welche er gerade fertig erstellt hatte, „Aus diesem Grund glaube ich nur zu gut, dass in den Waren mehr, als Schweiss und Metall eingearbeitet ist.“ Somone und Tel’Aran standen nah beisammen und der Elf fühlte sich von der Antwort sehr geschmeichelt. „Hey ihr Turteltäubchen!“, schrie es von der anderen Strassenseite, „Es ist bald Mittag, wollt ihr nicht mal eine Pause einlegen und was Essen?!“ Andris stand vor der Taverne und winkte die beiden her. Tel’Aran nickte zu Somone und gemeinsam packten sie kurz die Waren in eine Truhe. Normalerweise ass er am Stand und musste nie seine Lagertruhe nutzen. Er stand davor, murmelte einige Worte und deutet Somone an, dass sie die Truhe nicht mehr anfassen sollte. „Wenn wir schon so nett gebeten werden, wollen wir Andris nicht mehr zu lange warten lassen“, flüsterte Tel’Aran in Somone ins Ohr.

 

Sie betraten mit dem Ehemann von Deedlit die Taverne und waren über die Begrüssung angenehm überrascht. Neben Andris, war der gesamte Stadtrat in der Taverne und hatten bereits an einem grösseren Tisch Platz genommen. „Was hast du denn Ausgeheckt, Andris?“, erkundigte sich Somone bei ihm. „Ach, nur eine kleine Feier. Schliesslich sollte so ein Ereignis gebührend genossen werden.“, erwiderte er locker. Somone spürte, dass sich Tel’Aran nicht wirklich darüber freute, aber es hinnahm. Sie war überrascht, wie gut er seine Gefühle verbergen konnte.

 

Die beiden nahmen an der Spitze des Tisches Platz und musterten die Anwesenden. Diese waren noch etwas im Gespräch vertieft, als Kelnrond, Andris Vater, das Glas erhob: „Die Gerüchte sind schon lange den Tatsachen gewichen und viele wissen bereits über den baldigen Bund zwischen Tel’Aran Rhiod und Somone Eisglanz.“, begann er, „Aus diesem Anlass entschlossen wir uns, der Stadtrat von Kralia, euch die besten Wünsche mitzugeben und dieses kleine Mal als eine Geste der Freundschaft anzubieten.“ Die anderen Stadträte nickten den beiden zu und hoben ebenfalls das Glas in die Höhe.

 

Das Essen selber war angemessen und simpel. Somone bemerkte, wie Tel’Aran sichtlich gelassen wurde, als das Essen vorbei war. Natürlich mussten die beiden während und nach dem Essen einige Fragen beantworten, aber dies war absolut vertretbar. Mit etwas Geschick, konnten sich die beiden losreissen und verabschiedeten sich formell und freundlich von den Gastgebern und schritten zum Schmiedplatz. „Ich lasse meine Waren hier.“, begann Tel’Aran, „Schliesslich will ich nicht allzu viel von deinem Nachmittag stehlen.“ Sie lächelte und nahm ihn an die Hand, „Bloss keine Eile, Tela. Wir haben noch genug Zeit. Wie fandest du eigentlich die Sache mit dem Stadtrat?“, die beiden liefen noch ein Stück, bevor der Elf auf die Frage geantwortet hatte. „Es ist sicher eine nette Geste und es war auch eine gemütliche Runde.“. „Aber“, hakte sie nach. Er blickte etwas überrascht und erwiderte, „Aber es ist ein Teil, der politischen Protokolle, die eingehalten wurden.“, er blieb kurz stehen, „Ich mag die Politik nicht. Lieber kämpfe ich gegen einen Drachen, als gegen einen Stadtrat. Ich bevorzuge lieber ein Schwert, als Worte mit Tücken und List“. Somone war etwas überrascht. Während sie unterwegs waren zu einem speziellen Raum, dachte sie über seine Worte nach. Er wollte nie eine Führungsperson sein und dementsprechend missfielen ihm auch die Politik und die Machtintrigen. Ungewollt würde er nun darin  teilhaben, weil sie die Tochter des Stadthalters ist. „Nur weil du mich heiratest, musst du nicht in die Fussstapfen meines Vaters treten. Du musst dich nicht um Politik kümmern.“, erwiderte sie schlussendlich. Er antwortete darauf nichts, sondern lief weiter den Weg, welchen sie gemeinsam beschritten.

 

Nach einer Weil erreichten sie, in einer abgelegenen Gegend der Stadt, ein imposantes Haus aus Stein. Sie schritten hindurch und Tel’Aran blieb kurz stehen. „Warum hat dieses Haus ein Magieschild um sich?“, erkundigte er sich. Sie lächelte und erklärte, dass er das bald erkennen würde. Mit etwas Unbehagen ging er ihr nach und betrat das Haus. Im Erdgeschoss befanden sich einige Mädchen und Frauen, die sich miteinander unterhielten. Sie alle waren still, als sie Somone und den Elfen sahen. „Hallo Somone, wir haben bereits gehört von deinem“, die etwas ältere menschliche Frau überlegte ihre Worte, als eine jüngere Elfe dazwischen sprach, „Unfall. Mein Beileid.“ Eine etwas ältere Elfe schlug der jüngeren auf den Hinterkopf und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Die Augen der jüngeren öffneten sich weit und starrten auf Tel’Aran. „Aehm“, stotterte sie etwas vor sich hin, „Bitte versteht es nicht falsch, mein Herr.“ Tel’Aran ignorierte den Tratsch und folgte Somone in das obere Stockwerk. Sie schritt ziemlich schnell an den Dreien vorbei und wirkte etwas genervt. Es überraschte ihn, dass sie so auf diese Worte reagierte.

 

Sie befanden sich in einem mittelgrossen Saal. In diesem Saal waren einige Instrumente platziert. Somone setzte sich hin und seufzte laut aus, „Tut mir leid“, sprach sie anschliessend. Tel’Aran setzte sich hin und zuckte die Achseln. „Wer waren die Leute?“, hakte er nach. Sie deutete mit der Hand das Haus an und begann zu erklären. „Das hier ist eine spezielle Schule für Mädchen und Frauen.“, Tel’Aran blickte anschliessend etwas unsicher, „Keine Sorge, ich habe dich angemeldet und dieses Raum zur Verfügung bekommen. Hätte ich das nicht getan, wärst du durch die Barriere nicht hindurch gekommen.“, unterbrach sie ihre Erklärung und lächelte ihn an. „Wie dem auch sei.“, fuhr sie ihren Vortrag fort, „Die alte Dame, ist die Lehrerin für Protokoll und Sitte. Sie wurde wohl nicht informiert und war etwas überrumpelt. Die junge tollpatschige Elfe, Melissa, ist in meiner Klasse für Magie. Deedlit ist auch in der gleichen Klasse. Die ältere Elfe, Elvadriel, ist eine Lehrerin aus dem Norden, welche zu Besuch ist und die Methoden der Schule kennen lernen möchte.“ Somone erklärte weitere Dinge über die Schule und den Zweck dieser. Sie zeigte einige ihrer Werke in Kunst. Anschliessend nahm sie am Flügel platz und begann zu spielen. Sie spielte wieder das Lied, welches Tel’Aran kannte aber nicht zuordnen konnte. Sanft sang sie dabei den Text des Liedes und in den Gedanken von Tel’Aran zeigten sich diverse Bilder der vergangenen, schönen Zeit. Sie spielte noch einige weitere Lieder und verwendete auch unterschiedliche Instrumente. Der Nachmittag war erst zur Hälfte fertig als sie mit ihrer Vorführung fertig war. Sie blickte Tel’Aran an und begann mit einem Gespräch, „Möchtest du vielleicht lernen, wie man ein Instrument spielt?“, fragte sie dezent nach und begründete es noch, „Ich habe gesehen, was du für Deedlit geschaffen hast. Du hast Fingerspitzengefühl, dass sicher auch für die Musik geeignet wäre.“ Der Elf blickte eine weile die Instrumente und anschliessend die Elfe an. „Welches Instrument, wäre am einfachsten zu erlernen?“, fragte er dann schliesslich. Sie schmunzelte und überlegte kurz. Aus der Sammlung an Instrumenten nahm sie schlussendlich eine Flöte hervor. Die Flöte war etwa eine halbe Armlänge lang und so breit wie ein durchschnittlicher Finger. Es hatte nur 6 Löcher eingelassen und wirkte sehr simpel. „Das ist eine Bleistiftflöte, wie es die meisten nennen“, erklärte sie, „Durch die Tatsache, dass es nur sechs Löcher hat, ist es sehr schnell und leicht zu erlernen. Täusch dich aber nicht, es gibt Leute, die ein Leben lang damit üben um sie zu beherrschen.“ Tel’Aran nahm die Flöte und musterte sie zuerst skeptisch. Somone nahm ihm die Flöte kurz aus der Hand und spielte ein simples Stück darauf. Er beobachtete gründlich, was sie tat. Als das Lied zu Ende war, reichte die Elfe die Flöte wieder an ihn weiter.

 

Es verging vielleicht ne Stunde und die beiden übten gemeinsam die Flöte und auch Duette mit dem Flügel. Sie wollte sich kurz etwas frisch machen und liess Tel’Aran alleine. Er übte weiter mit der Flöte und plötzlich begann etwas sich in ihm zu regen. Die einfachen Lieder wichen und er begann, eigene Variationen davon zu spielen. Irgendetwas faszinierte ihn an der Flöte. Er bemerkte gar nicht, dass an der Türe sich mehrere Frauen und Mädchen versammelten. Erst als Somone dabei stand und überrascht nach seinem Namen rief, wurde ihm bewusst, was um ihm herum geschah. „Das war wundervoll!“, begann ein Mädchen aus den Reihen zu sprechen. Andere ähnliche Reaktionen waren im Raunen der Mädchen und Frauen zu vernehmen. „Tel’Aran?“, fragte Somone mahnend, „Hast du mir etwa verschwiegen, dass du dieses Instrument kennst?“ Er verneinte dies und erklärte, dass er nur nach Gefühl mal gespielt habe. Somone blickte kurz zu der Ansammlung am Eingang und deutete, dass sie zu gehen haben. „Ist dir bewusst, dass selten jemand auf diese Weise mit der Flöte umgehen konnte? Selbst ein Naturtalent würde kaum die Flöte so beherrschen.“ Tel’Aran lächelte und erwiderte: „Du hattest ja gesagt, dass ich genug Fingerspitzengefühl für die Musik habe. Wie es mir scheint, hattest du gar nicht unrecht damit“. Sie lächelte zurück und umarmte den Elf. Der Nachmittag neigte sich zu Ende und die beiden entschlossen sich, die Musikstunden zu beenden. Gemeinsam verliessen sie das Haus und schritten zurück zum Haus des Stadthalters. Auf dem Weg hielt er kurz inne und stand vor dem Haus eines renommierten Architekten. Er nahm Somone an die Hand und beide gingen in das Haus hinein. Der Architekt wirkte etwas überrascht, aber begrüsste die späten Gäste. Nach einigen Erklärungen war klar, weswegen Tel’Aran beim Architekten war und Somone war ebenso erstaunt wie der Architekt. Das Abendessen war schon bedenklich nahe, als die beiden angekommen waren. Sie waren kurz in das Zimmer hoch und machten sich etwas frisch. „Tel’Aran, bist du dir sicher?“, erkundigte sich Somone. „Du bist dir besseres gewohnt, als ich bisher zu bieten habe und ich finde es einen guten Kompromiss.“, erwiderte er. „Aber?“, Tel’Aran unterbrach ihre Zweifel und umarmte sie fest. Stille umgab sie für wenige Augenblicke und Somone wurde etwas klar, das sie vorerst verschweigen wollte.