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Sailienne sass am Fuss des Bettes und musterte den seltsamen Verwundeten. Die stämmige Frau, namens Kimba, war gerade fertig mit den anlegen der letzten Verbänden. "Was in Lugh's Namen ist er?", flüstert Sailienne, als Kimba an ihr vorbei zog. Sie blieb stehen, blickte zum verwundeten Elfen und zuckte danach nur mit den Schultern. Kimba lief weiter und legte die nicht mehr benötigten Kräuter und Salben bei Seite.

Kimba deutete der jungen Elfe, dass sie sich zum Kamin gesellen soll. "Er braucht ruhe." erwiderte sie, als Sailienne diese Bitte verneinen wollte. Es vergingen einige Minuten und nur das Knistern des Kamines unterbrach die Stille. "Ist er überhaupt ein Elf?", fragte nun die aufgewühlte Sailienne. Kimba zuckte abermals mit den Schultern. "Was ich gesehen habe, deutet auf einen Elfen", begann sie, "Seine Wunden heilen schnell, er hat die typische Anatomie und einiges deutet auf ein bereits lang leben". "Aber die Narben!", stiess Sailienne aus, "Jeder Elf kann seine Wunden soweit heilen, dass keine Spuren zurückbleiben. Wieso kann dieser Elfe so etwas nicht?" Kimba wirkte nachdenklich. "Er ist definitiv ein Elf, aber keiner aus unserer Region." Sailienne blickte kurz zu ihm hinüber und wirkte skeptisch. "Der Schleier ist ein wichtiger Schutz unseres Reiches.", begann die Elfe, "Du willst mir weiss machen, dass dieser Elf da hindurch kam?! Ist dir klar, was im Schlimmsten Fall es bedeuten könnte?" Kimba machte eine sehr ernste Miene und sprach "Im schlimmsten Fall ist der Schleier gebrochen und wir wären ungeschützt vor der anderen Welt und deren Gefahren.", sie macht kurz eine Pause, "Ich bezweifel dies sehr. Es ist ein Wunder, dass er überhaupt noch lebt. Es ist eher anzunehmen, dass er geflohen ist und in den Schleier geriet. Ich verstehe noch nicht weswegen, aber ihm wurde wohl der Weg geöffnet." Beide wirkten nachdenklich und wogten die Möglichkeiten gründlich ab. Seit Jahrhunderten ist der Schleier eine wichtige magische Barriere. Sie hat das Volk von Hibernia gut gegen feindliche Zauber und Eindringlinge geschützt.

"Somo", keuchte es aus dem Nebenzimmer. Sailienne und Kimba eilten umgehend in den Raum und musterten den Elf, welcher noch im Fieberwahn um sich schlug. "Halt ihn an den Armen fest!" zischte Kimba aus und griff die Beine. "Somo - ne", wimmerte der Elf wieder. Saillenne hatte Mühe die Arme zu halten. Er war eindeutig sehr stark und schien einen sehr schlechten Fiebertraum zu haben. Es vergingen mehrere Minuten bis sich der Elf wieder beruhigte. Während dieser Zeit sprach er mehrere fremdartige Begriffe. Die einzig Konstante war der Begriff Somone. Saillenne nahm an, dass es sich um einen Namen handle.

Etwas erschöpft verliessen Kimba und Sailienne wieder den Raum und blickten in den Kamin. "Was war dies für eine Sprache?", begann Sailienne das Gespräch. "Ich kenne diese Sprache nicht, aber das wird seine Muttersprache sein.", erwiderte Kimba und sprach weiter, "Anhand der Aussprache, scheint es zumindest keiner bekannten Dämonischen Natur zu sein. Es ist eine leichte und fliessende Sprache." Sailienne griff, aus schlechter Gewohnheit, nach ihrem Dolch und begann diesen zu polieren.

"Hast du dich bereits mit deiner Schwester wieder vertragen?", begann Kimba. Sailienne steckte ihren Dolch wieder in die Scheide und blickte mürrisch rüber. "Egal was ich tue, egal wie gut ich abschneide", begann sie fast knurrend zu sprechen, "immer ist das Thema nur meine Schwester. Ich bin ihr ebenwürdig und hatte schon diverse Male bewiesen, dass ich ihr ebenwürdig bin. Trotz allem entscheidet sich der Rat gegen mich und ernennt sie als Ausbildnerin." Kimba seufzte leise und klopft der missmutigen Elfe auf die Schulter. "Du solltest das nicht so Eng sehen. Titel sind Vergänglich, Ruhm ist trügerisch und Erfolge nur interessant solange sie nicht zur Gewohnheit werden. Du solltest nicht den Hass suchen. Akzeptier das geschehene und mache das Beste daraus." Die Elfe wollte bereits darauf antworten, als sie aus Reflex den Dolch zog und hinter sich blickte. Vor Ihr stand der fast nackte Elf, welcher nur durch die Bandagen etwas an sich trug, der ein schmerzverzerrtes Lächeln im Gesicht versuchte zu bilden. Er stützte sich auf den Sessel und wollte sprechen. Sie verstanden seine Sprache nicht und nach wenigen Sätzen bemerkte er diesen Umstand. Er murmelte etwas von sich. Sailienne hielt bereit den Dolch an seiner Kehle und er hielt die eine Hand in einer Ergebenden Pose, während er sich mit der anderen zu stützen versuchte. Sie nahm den Dolch wieder etwas zur Seite. Der Elf lächelte noch mal und begann eine Zauberformel zu sprechen. Ein kurzes Flimmern fand um ihn statt. Er begann missmutig einige Laute von sich zu geben, die eindeutig Flüche zu sein schienen. Er war zu sehr geschwächt und fiel zu Boden. Sailienne wollte ihn gerade hoch helfen, als er einen weiteren Spruch von sich gab. Wieder gab es ein flimmern, dass sich zu einem Gleissen entwickelte. "Mein Tel’Aran", begann er zu stottern, "Zauber nicht fliegen. Sprache üben. Danke Hilfe". Er fiel in Ohnmacht und Sailienne konnte ihn noch gerade vor einem Sturz abfangen. Kimba griff schnell um den Elf und gemeinsam brachten sie den ohnmächtigen Elfen wieder ins Bett.

 

„Seltsame Magie war dies. Vielleicht ein Zauber für Spionen?“, sprach die junge Elfe und nahm Platz neben dem Bett. Kimba seufzte leise und sprach „Wieso suchst du so verbittert in ihm einen Feind?“. Sailienne blickte etwas überrascht.

 

Es vergingen zwei Tage. Sailienne hatte in den beiden Tagen nicht mehr mit Kimba geredet, ausser dem Notwendigsten. Sie hatte über die Worte von Kimba nachgedacht und den Elfen, der sich anscheinend Tel’Aran nannte, weiterhin überwacht. Er hatte noch immer Fieber und einige der Wunden wollten sich nicht wirklich schliessen. „Sailienne“, klang es von hinten und sie erblickte ihre ältere Schwester, „Endlich habe ich dich gefunden!“ sprach die Schwester weiter. „Was willst du von mir Blathnaid?“, antwortete Sailienne missmutig. „Was ich hier suche“, sprach Blathnaid etwas überrascht und schritt langsam in den Raum, „Wir dachten, dir sei etwas zugestossen. Du warst nicht an der grossen Feier zu meiner Weihe.“, sie setzte sich neben ihrer jüngeren Schwester und blickte in ihre Augen, „Das hatte mich nicht gestört, ich weiss wie du dich fühlen musst. Nur die drauffolgenden Tage hatte dich niemand gesehen oder wusste wo du sein könntest. Wir hatten schon Angst, dass…“ „Das ich entführt wurde? Das ich getötet worden bin? Wen würde das interessieren?“, unterbracht Sailienne den Satz von Blathnaid. Die ältere Schwester wollte gerade darauf erwidern, als das Gemurmel im Bett lauter wurde. „Was?“, begann Blathnaid verwundert. „Dieser Elf erschien aus dem nichts inmitten der Lichtung nahe Innis Carthaig. Er war eher Tod als Lebend. Weder Kimba noch ich sind uns über seine Herkunft oder seinen Beweggründe sicher. Es ist nur klar, dass er den Schleier durchschritt.“. Blathnaid blickte zu dem Elfen. „Er war bis auf eine kurze Ausnahme in diesem Zustand. Seit gut drei Tagen.“ Beendete Sailienne schlussendlich den Satz. Die Geschwister sprachen noch knapp eine Stunde über die Ereignisse. Kimba betrat in der Zeit einmal das Zimmer um die Bandagen zu wechseln.

 

„Es ist schwer zu sagen, welches Geheimnis er in sich trägt.“, sprach Blathnaid, „aber ich spüre eine Kämpfer Natur in ihm. Seine Narben deuten darauf hin. Auch die Statur ist etwas muskulöser als normal. Wir müssen das dem Rat melden und sie werden entscheiden. Pass weiterhin auf ihn auf.“, Blathnaid stand auf und schritt zu den Überresten der Ausrüstungsteilen, „Kümmere dich um ihn. Ich melde mich, sobald ich etwas mehr weiss. Ich nehme ein Stück seines Stoffes mit. Vielleicht kann man daran etwas erkennen.“

 

Sailienne war wieder alleine im Zimmer und überwachte den Elfen, welcher noch immer im Fieberschlaf lag. Sie grübelte nochmals nach und wurde sich erst jetzt bewusst, weswegen sie Anfangs so negativ über diesen Wanderer dachte. Wäre er ein Spion gewesen, hätte sie so Ruhm und Ansehen erlangen können. Im Nachhinein widerte es ihr an, dass sie so eigennützig handeln wollte.

 

Die Nacht brach an. Langsam wurde alles klar und hell. Tel’Aran öffnete seine Augen und musterte den Raum. Es verging einige Minuten, bis ihm bewusst wurde, was passiert ist. Er sammelte seine Gedanken und fluchte innerlich. Er versuchte einige Zaubersprüche zu tätigen um seine Schmerzen zu lindern. Irgendein Bann hinderte ihn daran. Es schien, als ob ihm die Worte nicht mehr einfallen wollen.  Er blickte frustriert um sich. Geradeaus war eine Wand mit einem Spiegel. Zur linken sass eine Elfe, welche eingenickt zu sein schien. Sie musste wohl über ihn wachen. Anhand der Waffen an ihrem Gürtel, war er sich nicht im Klaren, ob er als Gast oder Gefangener hier lag. Er blickte zur Rechten und erkannte ein Buch. Er konnte noch einen Zauber tätigen. Falls dieser doch wirkte, sollte mit Hilfe dieses Buches den Wortschatz lernen können. Er griff langsam zum Buch und begann es zu analysieren. Nach einer Weile fiel er in einen Schlaf.

 

Aufgeschreckt wachte Sailienne auf. Sie war eingenickt! Etwas verärgerte schüttelte sie den Schlaf nochmals weg und blickte auf den Elfen. Sie bemerkte, dass er ein Buch in der Hand hielt. „Das sind die Chroniken der Einigung“, sprach Kimba, die am Türbogen angelehnt da stand, „Scheint, dass er es einwenig versucht hat zu lesen. Schwer zu sage ob er es verstanden hat.“. Die Elfe blickt auf Tel’Aran hinab. „Ich hole mal etwas zu Essen. Bin gleich wieder da“, sagte Kimba und schritt zur Küche. Sailienne blickt kurz zum Buch und wollte es an sich nehmen. Der Griff war fest, aber dennoch zärtlich. Sailienne blickt verwundert in den Elf, der lächelnd zu ihr blickt. „Guten Morgen. Ich bin noch nicht ganz fertig damit.“, sprach Tel’Aran und erkannte, dass die junge Elfe ihn verstanden hatte. „Kimba! Komm schnell“, schrie Sailienne hinaus. „Ki-mba?“, wiederholte Tel’Aran und blickte zu Sailienne. Es dauerte kein Augenblick und Kimba erschien an der Türe. Sie war etwas überrascht und hielt noch die Pfanne in der Hand, in denen gerade Eier gebraten wurden. „Guten Morgen, Kim-ba?“, begrüsste Tel’Aran die stämmige Frau. Kimba nickte kurz „Du hast unsere Sprache gelernt? Mit diesem Buch?“, erkundigte sie sich. „Ja“, antwortete er, „Ein Zauber konnte ich noch wirken, bevor ich meinen Preis zahlen musste. Damit konnte ich mit dem Buch eure Sprache lernen.“, er grinste verlegen, „Nur die Aussprache muss ich wohl üben.“. Kimba fing an zu lachen und blickte kurz zu Sailienne, „Ich mache mal das Frühstück für uns dreien Bereit.“. Sie ging fort und die beiden Elfen waren alleine im Zimmer. „Wie nennt sich Kimba?“ fragte Tel’Aran. „Nennt sich?“ erwiderte Sailienne verwundert. Der Elf dachte nach und schlug sich selber leicht am Kopf und sprach „Rasse meine ich. Wie nennt sich ihre Rasse.“. „Du hast noch nie jemanden wie Kimba gesehen?“, erkundigte sich Sailienne und der Elf verneinte, „Ich habe vieles gesehen, aber ihre Rasse sehe ich zum ersten Mal.“. „Firbolg nennt die Rasse“, erhielt der Elf als Antwort. „Welcher Rasse gehörst du an?“, wollte nun Sailienne wissen. Der Elf blickt verdutzt. Er dachte kurz nach und erwiderte, „Wenn ich dich richtig verstanden habe, willst du den Namen meiner Rasse wissen. Wir müssten dieselbe Rasse sein. Zumindest kenne ich keine Rasse die den Elfen gleich wäre. Oder irre ich mich?“

 

Kimba kam wieder in den Raum: „Reden können wir nachher noch genug Herr?“. „Mein Name ist Tel’Aran. Tel’Aran Rhiod um genau zu sein.“, antwortete er locker. „Ihr habt drei Tage im Fieberschlaf gelegen. Ich würde vorschlagen, dass wir zuerst einmal etwas gemeinsam Essen.“. Der Elf nickte und lächelte. Sailienne hatte ein seltsames Gefühl. Das lächeln wirkte erleichternd, aber irgendwie auch beängstigend. Ihr war bewusst, dass er irgendetwas verborg. Vielleicht wird sie dieses Geheimnis lüften können.