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Es war später Morgen, als Tel’Aran mit den Bräuchen und Sitten des Hateren Volkes abgeschlossen hatte. Desilencia hatte alles sehr penibel aufgezeichnet, schien aber etwas irritiert zu sein. „Tel’Aran?“, hakte sie nochmals nach, „Bei dem Hateren Volk entschieden also die Bäume, wer sich vermählte?“. Tel’Aran lachte kurz und verneinte mit dem Kopf ihre Vermutung. „Die Bäume  waren eher Berater, die nicht jedem des Volkes zur Verfügung standen. Es war somit gewöhnlicher, dass die Eltern diese Entscheidungen trafen.“.  Martina wirkte nachdenklich. „Ich mag keine der beiden Lösungen. Schliesslich sollte eine Ehe der Wunsch der Partner sein und nicht der Eltern!“, stiess sie etwas abwertend hinaus. Der Elf lächelte nur und klopfte Martina auf die Schulter. „Das Leben ist nicht immer, wie man es sich wünscht. Kein Wesen kann sich seinem Schicksal entziehen, egal wie lange und wie oft er sich dagegen sträubt.“, Er lief kurz zum Fenster und seufzte, „Doch selbst diese Wahrheit hindert niemanden daran, es versuchen zu ändern. Das gehört auch zu unserer Natur.“. Die Glocken der Kirche läuteten und es war ein Zeichen, dass dieser Morgen bereits seinem Ende nahm.

 

Nach dem Mittagessen, wollte Tel’Aran in die Stadt, wurde aber von Frank aufgehalten. „Halt! Du gehst hier nicht weg, solange ich keine Chance hatte es dir heimzuzahlen!“, schrie lauthals über den ganzen Platz. Tel'Aran drehte sich um, fing das Holzschwert gelassen auf und nahm eine seltsame Pose ein. „Wir sind nicht auf nem Bald, du Langohr!“, sprach Frank in Hohn und musterte die Pose von Tel’Aran. Er hatte den linken Arm ausgestreckt und hatte eine Pose für den Beginn eines klassischen Tanzes. Der rechte Arm war eng an der Brust und das Schwert deutete nicht auf den Gegner, sondern auf die Link Hand. Das ganze wirkte etwas komisch, da er sich zusätzlich in die Knie begab, als ob er sich verbeugen wollte. Frank riss sich zusammen und begann seine Attacke. Mit rhythmischem Schritt näherte er sich dem Elf. Frank hob sein Schwert in die Höhe und wollte den Vorteil der Grössenunterschiede ausnutzen. Mit wuchtigem Schwung raste das Schwert auf Tel’Aran hinab. Ehe sich Frank versah spürte er das Holzschwert von Tel‘Aran in der Brust. Das Holzschwert von Frank fiel zu Boden und der Mensch rang nach Luft. Tel’Aran war seitlich von Kralle und auf den ersten Blick schien es, als die beiden Kämpfer in einer Tanz-Position wären. Tel’Aran stand hinter Frank, der seine Hände noch immer in die Höhe hielt. Es war ein kurzer aber äusserst Komischer Anblick und einige der Wachen konnten sich das Schmunzeln nicht verkneifen.  Tel’Aran gab einen kurzen Stoss auf den Rücken des Menschen und dieser wirkte sichtlich erleichtert. „Wie?!“, kam sprunghaft aus Franks Mund. „Du warst zu selbstsicher über die Höhenunterschiede unserer Kampfpositionen. Es ist normal, dass die meisten Kämpfer diese ausnutzen wollen und einen Fallschlag versuchen.“, begann der Elf, „Aber sie vergessen dabei, dass mein Schwert mit einem kurzen Seitentritt auf ihrer Brusthöhe wäre. Natürlich ist es eine kleine Nervenprobe, weil man den Zeitpunkt sehr genau abwarten muss.“. Frank murmelte, „Ich meinte eher den Umstand, dass ich das Gefühl hatte, nicht atmen zu können!“. Tel’Aran lächelte und erwiderte „Das ist einfach. Beim Ausholen des Fallschlages füllst du deine Lungen. Als ich mit Schwung darauf eingeschlagen habe, hast du plötzlich die meiste angesammelte Luft verloren. Ein kleiner Stoss von Hinten hat wieder das Gleichgewicht deines Gefühls gebracht.“ Tel’Aran übergab das Holzschwert und Schritt aus dem Palast.

 

Er lief über den Marktplatz. Nach knapp einer Stunde fand er endlich das entsprechende Geschäft. Der Händler wirkte zuerst irritiert und konnte nicht glauben, dass Tel’Aran sich für solche Waren interessieren würde. „Aus Metall?“, sprach der Händler, „Ihr wollt wohl mich wohl beleidigen! Meine Waren sind aus Bestem Holz. Metall ist absolut ungeeignet.“ Tel’Aran entschuldigte sich, übergab ein paar Silberlinge und schritt zur Schmiede. „Ah, Herr Rhiod. Womit habe ich die Ehre verdient“, begann der Schmiedemeister. Nach einigen normalen Themen, erklärte Tel’Aran seinen Wunsch und der Schmiedemeister wirkte kurz unsicher. „Ich will euch sicher nicht daran aufhalten. Die zur Verfügung stehenden Erze und Metalle findet ihr im Zimmer links von mir. “.

 

Tel’Aran brauchte einige Zeit die Materialien zu finden. Bedauerlicherweise schienen einige Erze und Metalle auf dieser Seite nicht zu geben. Er musste also Improvisieren. Nach knapp zwei Stunden hatte er ein erstes Stück fertig und musterte es gründlich. Er polierte den oberen Teil des Gegenstandes und setzte sich hin. Er holte tief Luft und begann einige Töne zu spielen. Er nahm die Werkzeuge und veränderte kurz noch einige Stellen. Nach einigen solchen Vorgängen war er zufrieden und begann sogleich ein Lied zu spielen, das für ihn eine sehr tiefe Bedeutung hatte. Der Klang war sehr voll und hallte durch die ganze Schmiede. Einige der Handwerker stoppten und lauschten dem Klang. Selbst Passanten, die normalerweise in Eile auf der Strasse umher hasteten, blieben stehen. Einige Minuten dauerte das Stück und als der Elf die Flöte ablegte, bemerkte er einige Leute um sich. „Herr Rhiod, ich hätte nie geglaubt, dass eine Flöte aus Metall, solche Gefühle vermitteln könnte.“, sprach der Schmiedemeister, welcher gerade eintrat. Tel’Aran erklärte den Leute einige Kleinigkeiten über diese Flöte und spielte noch einige weitere Weisen. Schlussendlich fand er Zeit und fertigte noch drei weitere Flöten an.

 

Er besuchte den Musikhändler und übergab ihm die Flöte. Er erklärte in simplen Zügen die Spielweise und ging anschliessend wieder Richtung Schloss. Auf dem Weg nahm er die Flöte und begann einige Stücke zu spielen. Er hatte schon solange nicht mehr gespielt, doch genau jetzt schien die Zeit perfekt zu sein. Eigentlich hatte er seit dem Vorfall in Hataren nicht mehr gespielt. Zu viele Erinnerungen sind damit verbunden und trotzdem fühlt er sich gerade geborgen. Er lief gerade den einen Pfad Richtung Schloss, als er plötzlich sein Musikspiel unterbrach. Vor ihm stand eine dunkle Gestalt, welche den Weg versperrte. Tel’Aran blieb stehen und nahm eine gesicherte Haltung an. „Es ist lange her, als ich den Klang einer solchen Flöte vernahm“, die Gestalt nahm seinen Umhang zur Seite. Obwohl der Köpf noch immer vom Umhang verdeckt war, war es unerkennbar. Die Gestalt war eine Elfe und schien diese Flöten zu kennen. „Ich dachte ich wäre der einzige meiner Art in dem Reich.“, sprach Tel’Aran etwas überrascht. Die Elfe kam einige Schritte näher und musterte Tel’Aran eindringlich. „Du bist also dieser Tel’Aran, der sich nicht an die Regeln unseres Volkes hielt?“, sprach sie etwas abweisend. „Von welchen Regeln sprecht ihr? Ich bin Tel’Aran Rhiod, geboren in Brittania und aufgewachsen in den Ländern der Hataren.“ Die Elfe trat einen Schritt zurück. „Ihr seid also nicht aus den östlichen Ländern von Felinto?“, begann sie und fuhr fort, „Weiter ist es nicht glaubwürdig, dass ihr aus dem Schattenreich Brittania kommen sollt!“. Tel’Aran seufzte und musterte sie. „Ihr seid also kaum 100 Jahre alt, wie es mir scheint.“, sprach er etwas enttäuscht, „Dann ist es verständlich, dass ihr Brittania nur als Schattenreich kennt. Doch dies war einst nicht so.“ Sie griff hastig in eine Seitentasche und ehe sie sich versah, hatte Tel’Aran die rechte Hand von Ihr fest in Griff. Er liess hastig los, als er erkannte, dass sie nur einen Brief in der Hand hielt. „Verzeiht, aber ich habe in den Jahren meiner Reise gelernt, etwas überhastig zu reagieren.“, entschuldigte er sich. „Ist schon in Ordnung. Ich bin überrascht, wie schnell ihr seid. Hier ein Brief von unserem Volksvertreter. Ich werde in 3 Tagen wieder hier sein und auf eure Antwort warten. Auf Bald!“, sprach sie und schritt hastig davon. 

 

Tel’Aran musterte den Brief. Er war etwas überrascht. Auf dem Umschlag war nicht nur sein Name korrekt geschrieben, sondern selbst das Wappen der Familie war aufgezeichnet. Das Wissen eines solchen Wappens ist nicht gerade üblich und Tel’Aran erinnert sich nicht an irgendwelche Abstammenden seines Familie in dieser Region. Es war doch etwas seltsam. Er nahm den Brief in seine Seitentasche und lief zum Schloss. Er würde in seinen Gemächern den Brief lesen.

 

Das Abendmahl wurde serviert. Tel’Aran nahm sich einige der Gaben und wurde kurzerhand vom König unterbrochen. „Herr Rhiod“, begann er bestimmend, „Ich habe da einige Gerüchte heute vernommen.“ Tel’Aran blickte ihn an und bemerkte ein Lächeln auf dem Gesicht des Königs. „Ihr wollt doch nicht etwa…“ sprach Tel’Aran und der König nickte nur kurz. Desilencia sass verwirrt auf ihrem Platz und musterte die beiden. „Wie ihr Wünscht. Ich werde sie nachher holen und eine kleine Vorführung halten.“, antwortete Tel’Aran und fragte sich, woher der König es so schnell Erfahren hatte.

 

Nach dem Abendmahl begab sich Tel’Aran in seine Gemächern und holte seine Flöte. Etwas später begann er eine kleine Vorführung. Neben dem König waren noch diverse Adelsträger anwesend und genossen dieses Schauspiel. Als Tel’Aran am Ende angelangt war, blickte der König enttäuscht. „Ich vermisse ein Lied in eurer Vorführung.“, begann er nun zu sprechen, „Meine Männer sprachen von einem Lied, dass ihre Herzen mit Trauer und Sehnsucht füllten. Ein Lied, dass nur mit Hexerei verglichen werden kann.“. Der Elf blickte seufzend den König an und erwiderte „Ihr wollt also das Lied des vergessenen Pfades hören, wie es mir scheint.“ Er setzte an und begann das Lied zu spielen. Die meisten Anwesenden verstummten und lauschten der Melodie. Mehrere Minuten vergingen und keiner der Anwesenden wagte laut zu atmen oder sich zu bewegen. Desilencia blickte in das Gesicht von Tel’Aran. Er war in einer Pose, welche das Gesicht fast perfekt verdeckt, aber sie erkannte, dass er nur schwer einige Tränen abhielt. Als Tel’Aran das Lied beendet, applaudierten die Anwesenden.  „Wohl wahr. Das Lied vermittelt sehr viele Gefühle.“, sprach der König, sichtlich gerührt von der Musik. „Hat dieses Lied auch eine Geschichte, oder gar einen Text?“, erkundigte sich Desilencia. Tel’Aran lächelte kurz und sprach laut vor den Anwesend, „Das Lied hat eine Geschichte und Text. Ich werde Sie euch lehren und dann werdet ihr vor diesen Gästen dieses Lied auftragen. Sagen wir in 2 Wochen?“.  Der König lachte und mischte sich ein, „Das klingt perfekt. Auch wenn wir besser einen Monat daraus machen. Schliesslich muss sie auch das Spiel auf diese Flöte lernen!“. Desilencia wirkte plötzlich etwas verärgert und beschämt.

 

Als die Gäste nach Hause gingen, trat Desilencia näher zu Tel’Aran und flüsterte in sein Ohr „Das werde ich irgendwie heimzahlen. Ich bin weder Musikalisch, noch kann ich singen. Ich werde mich vor allen Blamieren!“. Tel’Aran griff ihre Schulter und lächelte. „Hab etwas vertrauen und du wirst sehen, dass deine Bedenken vergeblich sind.“

 

Als die Nacht einbrach und Tel’Aran alleine in seinem Gemach war, holte er diesen Brief aus einem kleinen Versteck.  Er öffnete den Umschlag und fand einen Brief mit einem magischen Siegel. Er war etwas überrascht, konnte sich aber daran erinnern, wie man solche Briefe entschlüsselt. Er musterte den Text und wirkte zunehmend überrascht, aber auch nachdenklich. Was er darin lass, bereitete ihm Sorgen und er würde nicht darum herum kommen und eine Bitte dem König zu stellen. Er versiegelte den Brief wieder und entschloss sich vorerst nieder zu legen. Er hat noch zwei Tage, bevor die Elfe eine Antwort erwartet.

 

„Hast du ihm den Brief gegeben?“, fragte ein älterer Elf. „Natürlich! Auch wenn ich nicht verstehe, wieso wir ihn nicht einfach gefangen genommen und hierher geschleppt haben!“. Der alte Elf wirkte enttäuscht. „Mein Kind, du solltest dich nicht von Gefühlen leiten und dich in Geduld üben. Schon bald werde ich dir die ganze Wahrheit offenbaren können. Vielleicht erkennst du dann, was es mit diesem Elfen auf sich hat.“. Sie wirkte verärgert „Er hat mich beleidigt! Er sagte ich sei Jung und unwissend!“ Der ältere Elf lachte kurz „Ach, Meari. Du bist Jung und deswegen auch noch Unwissend. Auch wenn du meine Tochter bist, solltest du jedem etwas Respekt zollen. Selbst einem dahergelaufenen Elfen, wie du ihn bezeichnest.“ Sie schnaubte und Schritt hinaus. Der ältere Elf blickt in ein Buch und seufzte leise. Er war sich nicht sicher, ob dieser Tel‘Aran wirklich ein Nachfahre der Rhiod ist und ob er sich über sein Erscheinen in Felinto im Klaren war. In zwei Tagen würde er Gewissheit haben.