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Ein sonniger Tag erhellte die Strassen und Gassen der Hauptstadt Doltar. Nur wenige stellen boten genügend Schatten, doch der Wind streifte durch die Stadt, sodass es angenehm warm war. Auf dem Wachplatz der Stadt, vor dem Palast, waren bereits einige Leute versammelt. Der Vollmond wäre heute Nacht und die Tavernen auf den Ansturm der Wachen gefasst.

Tel’Aran genoss bereits einige Tage des Gastfreundschaft und konnte dem Volk die Angst vor seinem Volk und seinen Absichten nehmen. Trotz seinen Bemühungen, musste er noch immer regelmässig Geschichten erzählen. Jetzt, am Nachmittag, hingegen lag er mit Frank im Schatten einer grossen Eiche und musterte das Spektakel auf dem Appellplatz.

„Sag mal Frank,“, begann Tel’Aran, „Machen deine Männer immer so einen Aufstand beim Erhalt des Soldes?“. Frank lachte kurz auf und nickte nur bestätigend. „Die meisten geniessen nun mal den Abend in der Taverne. Viele können auch die nächsten Tage nach Hause und Ihre Familien sehen. Es ist somit allzu gut verständlich, dass sie aufgeregt sind. Ich muss zugeben, dass ich es auch manchmal zu übertrieben empfinde, aber ansonsten verrichten sie Ihre Arbeit sehr pflichtbewusst.“

Der Nachmittag verging recht schnell und schon bald dämmerte der Abend. Tel’Aran und Frank waren noch immer bei der alten Eiche, als Martina zu Ihnen stiess. „Tel’Aran?“, fragte Sie scheu, „Es wäre Zeit für das Abendmahl.“ Der Elf blickte, nickt und wollte gerade aufstehen, als Frank in an dem Arm hielt. „Heute wirst du mit mir kommen.“, begann er und blickte kurz zum Dienstmädchen, „entschuldige ihn beim König. Ich werde ihn mit in eine örtliche Taverne mitnehmen, sofern der König ein Problem damit hat, soll er einen Boten in meinem Raum senden.“ Sie blickte Tel’Aran etwas verwundert an, verbeugte sich aber anschliessend vor beiden und wünschte ihnen eine schöne Nacht. „Wieso hat sie mich so verwundert angesehen?“, erkundigte sich der Elf bei Frank. Dieser lächelte nur und erwiderte, „Das wirst du noch früh genug erfahren. Komm schnell in meinen Raum, ich sollte dort noch angemessene Kleider haben, ich möchte vor Sonnenuntergang hier losziehen.“

Die letzten Strahlen der Sonne verabschiedeten sich von der Türmen der Festung und das Leben der Stadt verlagerte sich allmählich in die Häuser, welche belebt und erhellt wirkten. Tel’Aran musterte etwas skeptisch seine neuen Kleider. Sie waren bequem und waren für seine Masse gut genug. Ihn verwunderte es nur, dass Frank und er in solchen simplen Gewändern in eine Taverne gingen. Eine seltsame Vorahnung durchging ihn, den er sogleich wieder abstreifte. Der Mond begrüsste bereits den Nachthimmel, als Frank und Tel’Aran die Taverne erreichten. In grosser und prunkvoller Schrift stand „Zum glücklichen Mond“. Als die beiden in den grossen Raum traten blickten zuerst einige Leute auf und schlussendlich kam aus einem etwas abgeschotteten Bereich ein Ruf „Kralle! Hier drüben!“. Einige der Gäste musterten natürlich den Elf mit Verwunderung und einige sogar mit entsetzen. Anscheinend war diese Taverne von vielen Reisenden besucht, weswegen sie beim Anblick eines Elfen überrascht waren. In dem abgeschlossenen Raum angekommen, begrüssten einige Soldaten und Offiziere Kralle. Viele davon kannte Tel’Aran noch nicht. „Ah, dass ist wohl unser Eindringling, den ich nicht erwischt habe.“ Sprach ein jüngerer Mann mit stämmiger Statur. Tel’Aran musterte den Mann und erkannte neben einigen Narben auch Anzeichen, dass dieser Mann sehr agil und flink sein muss. Frank klopfte auf die Schulter von Tel’Aran und blickte auf den Mann runter. „Peter, du solltest halt mehr die Grenzen patrouillieren und keinen wilden Bestien nachgehen. Dann hättest du vielleicht die Bekanntschaft mit Tel’Aran wesentlich früher machen können.“, begann Frank, „Anderseits“, er machte eine kurze Pause, „Du hättest laut geflucht, wenn deine schönen Dolche in Brüche gegangen wären.“. Lauter Gelächter drang durch den Raum und Frank schilderte das erste Treffen mit dem Elfen. 

Einige Stunden vergingen und Tel’Aran lernte die Grenzwächter des Landes kennen. Diese sind nur einmal im Monat in der Stadt und treffen sich in der Taverne. Viele dieser Leute sind noch recht jung, aber für ihr Alter sehr erfahren. Zwei fehlten, da diese eine Familie und somit wichtigere Verpflichtungen hatten. Nachdem er das System der Grenzwächter kennen gelernt hatte, war er etwas erstaunt, wie gut organisiert sie war. Er erkundigte sich natürlich dezent, ob andere seltsame Ereignisse auftraten oder ob irgendwelche Gerüchte die Runde machten. Er war etwas erleichtert, als keiner der Wächter seine Befürchtungen bestätigten. 

Der Mond war schon sehr hoch und das Bier zeigte bei den meisten die Wirkung. Tel’Aran fand nichts Besonderes an dem Gebräu und bevorzugte einen Wein. Plötzlich lächelte Frank und schubste dezent den Elfen, damit er seine Blickrichtung auf den Eingang warf. Es standen mehrere Frauen am Eingang. Die meisten hatten recht hübsche Kleider an, doch einige wirkten wiederum schlicht und simpel. Bevor Tel’Aran sich über diese Ansammlung erkundigen konnte, eilten einige der Frauen zu ihnen. „Ah Remo! Es ist schon viel zu lange her!“, rief eine im dezenteren schwarzen Kleid aus. „Peter, hoffe du hast mir was von der Grenze mitgebracht“, sprach eine Rothaarige.

Anscheinend genossen die Grenzwächter einen guten Ruf und erfreuten sich an den zwei Tagen im Monat in der Stadt. Tel’Aran dachte gerade über einige Dinge und Erinnerungen nach, als eine zarte Hand ihn an seinen Ohren anfasste. „Die sind ja echt!“, stiess sie aus und zuckte kurzerhand demütig zusammen, „Entschuldigt, ich dachte, die Geschichten der Anderen sei reines Geschwätz.“. Die Frau war weitaus jünger als die anderen und trug schlichte Kleider. Sie war wahrscheinlich für ihr Alter sehr gross und die Statur war absolut in Ordnung. Selbst das lange braune Haar war gepflegt und wies keine Makel auf.  Eine ältere Frau sprach mahnend zum Mädchen „Benimm dich. Wir haben dich schliesslich mitgenommen und wollen uns doch nicht vor der Elite der Wache blamieren!“

Die Frauen setzten sich zu den Männern und so wurde die Gemeinschaft etwas geselliger. 

 

Es vergingen einige Stunden und es gab diverse Gespräche und Tel’Aran erfuhr einiges über die Frauen und seine Vorurteile waren schnell verschwunden. Die Männer verbrachten eine lange Zeit den Dienst an der Grenze. Zeit für Familie gab es hierfür wenig und dementsprechend mieden die meisten Grenzwächter eine ernsthafte Beziehung. Andersrum waren diese Frauen keinesfalls einfach für Gold zu haben. Sie entschieden selber, ob und mit wem sie etwas unternehmen wollten. Sie alle hofften natürlich, dass sie dabei einen treuen Mann finden, der sie akzeptiert und gerecht behandelt. Es war somit gesehen eine seltsame Art, einen Partner zu finden. Der Elfe erinnerte sich eher Frauen, die nur dem Gold nacheiferten, aber hier schien dies eine Unsitte und wurde nicht praktiziert.

 

Die Frau neben Tel’Aran war die meiste Zeit still und sprach kein Wort. Selbst ein freundliches Angebot auf Bier oder Wein lehnt sie ab. Sie starrte nur ungebannt auf den Elfen. Als die ersten der Runde sich verabschiedeten und eine Treppe hochging, packte Frank kurz Tel’Aran und flüsterte in sein Ohr, „Du bist ein Mann wie jeder andere. Rasse spielt dabei keine Rolle. Vergnüg dich! Ein Zimmer steht bereit und die Süsse da drüben, würde sicher wohl mehr von dir sehen wollen.“ Bevor Tel’Aran zu dieser Aussage etwas erwidern konnte, lag ein Schlüssel auf dem Tisch und Frank ging mit Elisabeth, die ältere Frau, welche der einen Frau die mahnende Worte weitergab, ebenfalls in die höheren Räume. Ehe er es sich versah, sass Tel’Aran alleine mit der Frau in dem Raum. „Wie ist den dein Name?“, begann Tel’Aran. Stille herrschte. „M-e-e“, die Frau stotterte etwas und richtete ihren Blick auf den Boden. „Du brauchst dich weder zu fürchten noch nervös zu sein. Wenn du mich was fragen willst, dann tue das ohne zu zögern.“, sprach Tel’Aran sanft zu ihr. Es herrschte wieder eine kurze Zeit Stille. Tel’Aran musterte die Frau. Anhand ihrer Bräune und den Händen, musste sie vom Land sein. Wahrscheinlich die Tochter eines Bauers. Er blickte dann weiter auf ihre Kleider und bemerkte, dass diese in Eile angelegt wurden. Als er etwas genauer ihr Gesicht betrachtete, war er sich sicher, dass sie wohl vor der Reise geweint hatte. 

 

Die Stille löste sich und die Frau begann zu sprechen. „Jasmin ist mein Name, Herr.“. „Ah Jasmin, und was suchst du soweit weg von zu Hause und Familie?“, erwiderte Tel’Aran gelassen. Sie blickte kurz verwundert und dann nachdenklich. „Wie kommt ihr auf die Idee, Herr.“ Entgegnete sie etwas zögern. „Ich bin kein Herr, Tel’Aran Rhiod ist mein Name, Tel’Aran reicht auch vollkommen.“, stiess er kurz auf, als er die Worte „Herr“ wieder hörte. Er hasste solche Floskeln und sprach weiter, „Dein Kleidung, deine Hautfarne, deine Hände und noch einiges mehr deuten hin, dass du vom Land kommst. Auch die Kleider zeugen von einer längeren Reise. Du hast sie gut gepflegt, aber man kann nicht alles verbergen.“ Sie blickte auf ihre Kleider und anschliessend auf einen entfernten Spiegel. „Tel’Aran war euer Name?“, fragte sie und der Elf nickte, „Nun Tel’Aran, bin ich nicht hübsch genug für euch, oder weswegen sprecht ihr meine Herkunft an.“ Tel’Aran seufzte und lächelte kurz. „Ihr seid sehr schön und könntet mit den Adligen mithalten, aber ich bin nicht auf diese Art von Unterhaltung aus, wofür ihr wahrscheinlich dachtet.“ „Warum?“, erwiderte sie knapp und kurz. Der Elf seufzte leise und blickte aus dem Fenster. Der Mond hatte den höchsten Stand schon erreicht und in wenigen Stunden wird der Tag anbrechen. Er blickte weiter auf den Mond und plötzlich war er überrascht, was die Frau sagte, „Tela, warum wollt ihr nicht den Freuden nachgehen, wie eure Freunde? Oder weswegen wollt ihr dies meiden?“ Er war fast erstarrt. Nur wenige nannten ihn je „Tela“ und die wenigen, schmerzvollen Erinnerungen durchzuckten seine Gedanken. Der Mond, die Nacht, das Blut an seiner Klinge und Hände. „Ich hatte bereits eine Frau.“, liess er leise über seine Lippen springen. Sie blickte überrascht und bemerkte schnell, dass dies kaum ein erfreuliches Thema wäre. „Ich glaube zu verstehen, verzeih für meine Art“, antwortete Jasmin und streicht Sanft über die Wangen des Elfen. „Schon gut, dass konntest du nicht wissen. Jasmin“, sprach Tel’Aran weiter, „Wieso willst du unbedingt eine Nacht mit einem Fremden verbringen, wem oder was willst du trotzen?“

 

Die Hand blieb still und ein weiterer Blick weilte auf die tiefen Augen des Elfen. Er bemerkte, dass einige Tränen runterkamen. „Meine Eltern“, kam als kurze Antwort aus ihr heraus. Jasmin seufzte und blickte auf ihr Gewand und begann weiter mit der Geschichte:

 

<< Ich bin seit dem letzten Mondzyklus 18 Jahre alt. In diesem Alter werden in der Regel die Hochzeiten arrangiert. Spätestens beim nächsten Vollmond nach dem erreichen des 18 Lebensjahres, heiratet die Frau einen Mann. So ist der Brauch.

 

Meine Eltern sind weder wohlhabend noch mit einem Sohn  beschert worden. Ich bin ihr einziges Kind. Sie haben eine Hochzeit mit einem reichen Mann arrangiert.

Was meine Eltern mir aber verheimlich hatten, dieser Mann hat bereits zwei Frauen und ich wäre sozusagen nur eine Trophäe.

Meine Eltern wollen nur mein Bestes… behaupten sie. Weiter haben sie für mich schon eine nette Summe zugesprochen bekommen.

Der Haken an dieser Sache: Er will meine Unschuld. Sollte ich diese nicht haben, wird die Hochzeit abgesagt und meine Eltern erhalten kein Gold.

 

Deswegen schlich ich mich aus dem Haus. Auch deswegen bin ich in die Stadt und ich hörte, dass sich hier öfters besoffene Wächter einfinden, die für so was zu haben wären. Ich will keinem Mann gehören und ich will mehr als nur ein Objekt darstellen.>>

Jasmin beendete die Geschichte und die Tränen kamen ihren Wangen herunter.  Er nahm Sie in den Schoss und schenkte ihr etwas Trost. Es vergingen noch einige Stunden und Tel’Aran schenkte ihr gehör und konnte sie auch überzeugen, etwas zu trinken und auch zu essen. Er selber erzählte auch einige Geschichten über seine Vergangenheit und Erfahrungen. Die Zeit verging und schon bald dämmerte der Morgen. Tel’Aran und Jasmin sassen noch immer am Tisch und genossen ein Frühstück, dass eine verwunderte Schankmaid servierte.

„Hey Tel’Aran! Was machst du denn schon hier unten? Habt ihr… wie hiess das noch mal“, rief Kralle etwas angetrunken hinaus und überlegte seine Worte, während er mit bedacht die Treppe herunterkam, „Ja Elf! Habt ihr Elfen kein Durchhaltevermögen?!“.

 

Jasmin lachte, „Ich will eure Ehre nicht beflecken, aber ich wette wir hatten mehr Spass als ihr!“ und schubste  kurz Tel’Aran in die Seite. Er spielte mit und zuckte gleichgültig mit den Schultern und sprach „Frank, wir pflegen zu sagen: Qualität über Quantität.“. Frank lachte nur laut und torkelte sachte zum Tisch.

 

Der Elf hatte die Nacht nur mit Jasmin geredet. Er ist froh, dass er ihr neuen Willen, Hoffnung und Lebensfunken einbringen konnte. Er kann natürlich ihre Zukunft nicht bestimmen, aber er ist sich nun sicher, dass sie ihren eigenen Weg gehen wird. „Los Frank!“, entschloss er sich, „Wir sollten uns langsam auf den Weg machen.“ Der Elf packte den Menschen und zog ihn Richtung Ausgang. „Hey!“, widersetzte sich Frank, „Noch einen Humpen!“. Tel’Aran zerrte ihn unbeachtet hinaus und blickte noch einmal zu Jasmin und nickte dezent zum Abschied. „Ich werde in einem Monat wieder hier sein und dir berichten!“ sagte sie zum Abschluss und winkte mit der Hand.